KZVK Geschäftsbericht 2020

und Besuchern mit sich. So führten auch die ethischen Fragen in Zusammenhang mit dem Besucherstopp und der Sterbebegleitung zu vielen Diskussionen und schweren Entscheidungen. Auch die Kommunikation rund um zu verschiebende Operationen war schwierig und belastend. Alarmierend war für Ärztinnen und Ärzte sowie Pflegekräfte zudem, dass deutlich weniger Menschen mit potenziell schweren Erkrankungen in die Notaufnahme kamen – aus Angst, sich anzustecken. Von Mitte März 2020 an war die Anzahl der täglichen Vorstellungen in allen Notaufnahmen laut Robert Koch-Institut (RKI) um bis zu 40 Prozent niedriger als bis dahin durchschnittlich üblich . Die Krankenhäuser taten ihr Möglichstes, um ihre Mitarbeiter- innen und Mitarbeiter zu unterstützen und mit umfassenden Hygienekonzepten zu schützen. Dennoch infizierten sich auch viele Pflegekräfte in den Krankenhäusern. Laut einer Analyse der Barmer Krankenkasse waren 6.600 bei der Barmer versicherte Pflegerinnen und Pfleger bis Mitte November 2020 wegen einer Covid-19-Infektion arbeitsunfähig, das entspricht 2,5 Prozent aller bei der Barmer versicherten Pflegekräfte. Als kurz nach Beginn des ersten Lockdowns die Auslastung der Krankenhäuser stieg und dringend benötigtes Personal fehlte, ermöglichte das RKI am 27. März 2020 durch die Lockerung der Quarantäne- Bestimmungen den Einsatz infizierter Pflegekräfte bei dringen - dem Bedarf. Personen im Ruhestand und Studierende der Medizin verstärkten das Personal in den Krankenhäusern. In manchen Kliniken waren Masken über einen längeren ZeitraumMangelware und mussten entgegen den Empfehlungen teilweise mehrfach benutzt werden. Viele Pflegekräfte machten sich große Sorgen, dass sie ältere und schwerkranke Patientinnen und Patienten oder ihre Kolleginnen und Kollegen anstecken könnten. Was bleibt vom Dank nach der Krise? Zu Beginn der Krise wurde für die Pflegerinnen und Pfleger geklatscht und ihnen von vielen Seiten für ihren Einsatz gedankt. Positiv war auch, dass die Pflege mehr Aufmerksamkeit erhielt und ihre Systemrelevanz von vielen Seiten betont wurde. Doch es gab bei den Pflegekräften großes Unverständnis über das Verhalten der Menschen, die sich weigerten, eine Maske zu tragen, die Hygienevorschriften nicht einhielten oder nicht dem Appell folg - ten, zu Hause zu bleiben. Für Kopfschütteln sorgten Berichte über Fälle, in denen Patientinnen und Patienten sowie Besucherinnen und Besucher in Krankenhäusern Masken und Desinfektionsmit - tel gestohlen haben sollen. Die Angst, dass es zu Verhältnissen wie in italienischen Kranken- häusern komme könnte, war groß. Sie hielt auch an, als sich im Sommer 2020 bei vielen Menschen ein Gefühl von Normalität einstellte. In den Krankenhäusern war Corona weiterhin allgegen - wärtig. Dort war jedem klar, dass die zweite Welle kommen würde. Als dies im Herbst geschah, standen die Krankenhäuser vor der Aufgabe, viele Covid-19-Patientinnen und -Patienten zu versorgen und gleichzeitig den Regelbetrieb aufrechtzuerhalten. Immerhin profitierten die Kliniken dabei von eingespielten Abläufen und den Erfahrungen aus dem Frühjahr. Die Pflegekräfte hoffen, dass der Dank und die Wertschätzung während der Krise zu Verbesserungen ihrer Arbeitsbedingungen, zu einer Neubemessung des Personalbedarfs und zu höheren Löhnen führen werden. Eine faire, angemessene Bezahlung fordert auch der Katholische Krankenhausverband Deutschlands e. V. Denn die Krise hat nochmals deutlich gemacht, wie wertvoll die Arbeit von Pflegerinnen und Pflegern für uns alle ist. Geschäftsbericht 2020 27 Ihre KZVK

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