KZVK Geschäftsbericht 2020

„Beim Begriff wohnungslos oder obdachlos denken viele direkt an diejenigen, die unter der Brücke oder auf der Parkbank schlafen. Tatsächlich leben so in Augsburg nur etwa 50 Personen. Insgesamt kümmern wir uns um 1.000 Menschen, die wohnungslos sind oder von Wohnungslosigkeit bedroht. Manche leben in Übergangs- heimen oder Obdachlosenunterkünf - ten. Es gibt auch Menschen in ver - deckter Obdachlosigkeit, die zum Beispiel bei Bekannten auf der Couch schlafen. Der Lockdown im Frühjahr 2020 war für viele Obdachlose eine Katastrophe, die Innenstädte waren leer, öffentliche Einrichtungen ge- schlossen. Es war schwer, sich im öffentlichen Raum aufzuhalten, ohne gegen Regeln zu verstoßen: Maskenpflicht, Alkoholverbot, Ausgangssperren – all das ist für Obdachlose schwer umzusetzen. Leider mussten wir zunächst auch unsere Wärmestube schließen, eine der wichtigsten Anlaufstellen für Obdachlose, ebenso die Beratungsstelle. Wir haben also im Hinterhof ein Zelt aufgestellt, in dem wir bis zu zehn Personen mit Abstand bewirten können. Auch Beratungen können wir inzwischen wieder anbieten. Aller- dings ist unser Haupthaus mit einer Schranke abgeriegelt und es gibt einen Sicherheitsdienst, der den Zutritt regelt. Das ist eine Hürde, aber die neuen Abläufe sind notwendig. Klar ist, die psy - chische Belastung steigt, besonders für Menschen in prekären Wohnsituationen. Dazu kommt: Einige der Obdachlosen sind schwer angeschlagen oder psychisch vorbelastet. Wir arbeiten Hand in Hand mit der Drogenberatung, um möglichst umfassend helfen zu können. Gerade für diese Menschen würde ich mir wünschen, dass wir, in Zusammenarbeit mit den verantwortlichen kommunalen Stellen, künftig passende Einrichtungen schaffen, damit die Menschen angemessen betreut werden können. Und natürlich wäre es wünschenswert, wenn wir gesellschaftliche Rahmenbedingungen schaffen könnten, damit Menschen gar nicht erst wohnungslos werden. Hier ist noch viel zu tun. Positiv ist aber: In der Pandemie war die Spendenbereitschaft so hoch wie nie. Und viele möchten uns auch ehrenamtlich unterstützen – sei es beim Kältebus, in den Wohnheimen oder wenn wir Päck- chen schnüren für Bedürftige. Da aber durch Corona vieles nur eingeschränkt läuft, können wir das Angebot aktuell gar nicht immer annehmen. Ich hoffe aber, die große Hilfsbereitschaft bleibt in Zukunft weiter bestehen.“ „War scheiße, dass alles dichtgemacht wurde. Man konnte nicht mehr auf Toiletten gehen und duschen, fast alle Läden waren geschlossen und man wurde total eingesperrt. Problem ist, du stehst total unter Druck. Du musstest ja auch um 21 Uhr zu Hause sein. Man kommt sich vor wie ein Verbrecher durch die Kontrollen von Polizei und Ordnungsamt.“ Martin, 55 Jahre, Bewohner Übergangsheim, Augsburg Knut Bliesener, Leiter Bereich Wohnungslosen- hilfe SKM Augsburg – Katholischer Verband für soziale Dienste e. V. Geschäftsbericht 2020 24 Ihre KZVK

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