KZVK Geschäftsbericht 2019

21 GLOSSAR IHRE KZVK LAGEBERICHT JAHRES- ABSCHLUSS Geschäftsbericht 2019 B etwas und ich kann mich stärker einbringen. Oder zum Beispiel meine Routinen mit meinen Hauptabtei- lungsleitern, die habe eigentlich immer ich geleitet. Aber jetzt machen wir reihum die Moderation. Allein diese Veränderung hat erst einmal zu einer gewissen Irritation geführt. Aber das ist gut so, denn Irritation regt zum Nachdenken und damit zum Lernen an. Lauter kleine Sachen, die zeigen, es ist nicht alles festgefahren, sondern es gibt immer wieder Veränderungen und die Möglichkeit, eigene Ideen einzu- bringen. UM: Ich habe mir am Anfang ange- schaut, was die Sachbearbeiter dürfen, und festgestellt, teilweise dürfen sie gar nichts eigenverant- wortlich entscheiden. So kann ich aber auch nicht Eigenverantwor- tung, Veränderung und Mitdenken erwarten. Auch die Bedeutung von Bildung wird hierbei massiv unter- schätzt. Wir wollen standardisieren und automatisieren. Bei uns wird mehr als ein Drittel der Mitarbeiter in den nächsten zehn Jahren in den Ruhestand gehen, wir werden aber nicht das gesamte Veränderungser- fordernis über natürliche Fluktuation lösen können. Wir sollten daher Bildungs- und Entwicklungschancen bieten, damit diese Veränderung nicht nur als Bedrohung, sondern auch als Chance erlebbar wird. KV: Genau. Die Erfahrung, dass ich noch dazulernen kann, obwohl ich schon über 40 Jahre alt bin, ist wich- tig. Also diese positive Rückkopplung, die jeder für sich selbst braucht, damit er sieht, ich kann das, ich kann auch andere Jobs machen. Und dann ist es auch nicht so schlimm, wenn tatsächlich ein anderer Job gemacht werden muss. UM: Wir haben die Möglichkeiten, Arbeitsabläufe so zu gestalten, dass sie flexibel sind, dass sie sich verän- dern, dass die Mitarbeiter alle paar Monate etwas anderes tun, etwas Neues kennenlernen. Ich glaube, wir können die allermeisten Menschen positiv befördern und ermuntern und ganz viele warten eigentlich nur unausgesprochen auf diese Möglich- keiten. Welche Hürden sehen Sie in Verän- derungsprozessen? KV: Ich glaube, es gibt nicht so sehr den einen großen Widerstand, sondern viele kleine Sachen. Ein Beispiel: Bei uns sind an einer Stelle, wo es eher gering qualifizierte Mit- arbeiter gab, die Aufgaben wegge- fallen. Also stellte sich die Frage, wo die jetzt tätig werden können. Wir haben daher eine kleine Messe gemacht, bei der ihnen die Abtei- lungsleiter Aufgaben vorgestellt haben und die Mitarbeiter Fragen stellen konnten. Sie konnten auch sagen, „Ich möchte das erst einmal vier Wochen ausprobieren“. So haben wir es geschafft, dass diese Leute andere Jobs angenommen haben. Wir müssen Brücken bauen, und das sieht für jeden anders aus, glaube ich. UM: Ich glaube auch, es gibt keine pauschale Antwort. Veränderungs- prozesse erfordern unglaublich viel Geduld. Es ist wichtig, von vornher- ein zu akzeptieren, dass es Rück- schläge und Widerstände geben wird. Der berühmte Grashalm wächst nicht schneller, wenn man daran zieht. Wir müssen Rahmenbe- dingungen schaffen – Nährstoffe, Wasser, Sonne –, damit das Gras wachsen kann. Vielen Dank!

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